Mein Kochbuch & more
Eigentlich war das „Buch“ schon lange in meinem Kopf, bevor ich mich daran versuchte. Nur der Titel passte nie zu meinen Gedanken und Vorstellungen. Es war der Moment, in dem ich gedanklich Abschied von meinem Projekt nahm und mich mehr meiner sogenannten „Schwabenseite“ angenähert habe. Ab dieser Passage war für mich mein „Buch“ entstanden.
Ein Buch, das man Kochbuch nennen kann, aber man könnte es auch nur Buch nennen. Es liegt einzig an der Weitsichtigkeit und Inspiration des Lesers, wie er das Buch nennen möchte.
Es ist unbestritten ein Buch mit allen wichtigen Facetten, die ein Verlag vorgibt, damit es ein Buch sein darf. Es verfügt über vom Autor gewollte Buchstabenanreihungen, die sich in der Folge zu Textfragmenten zusammensetzen. Ob alles in der Folge mehr oder weniger sinnvoll ist, mag der Leser dieses Buches entscheiden. Mein Buch kann letztendlich auf die eine oder andere Weise gelesen werden, was man vom Grundsatz her von einem Buch erwarten kann.
Das Buch wurde mit Fotographien aufgefüllt und aus Sicht des Autors in logisch erscheinende Rubriken gegliedert. Es gibt ein kurzes Vorwort des Autors und ein Dankesprolog an jene Menschen, die den Autor unterstützt haben. Der Umschlag des Buches ist gekonnt als Layout so gewollt und bewusst in Szene gesetzt, sodass man Fragmente daraus mit einem Kochbuch in Verbindung bringen könnte.
Es gibt Rezepte, die dem Autor schmecken und solche, die dem Leser gefälligst schmecken könnten. Dazu gibt es schlaues Wissen, das begleitet wird von Weisheiten aus dem Reich der Kochlegenden und Überlieferungen. Den geneigten Lesern werden Thesen offerieret, die sich erst durch das Fremdhandeln dieser beweisen lassen; oder auch nicht. Führen die aufgeschriebenen Rezepte nicht zum im Buch aufgezeigten Erlebnis, verweist der Autor hiermit auf die etwaig unzureichende Umsetzung des Lesenden oder demjenigen, der nicht alle Buchstaben bis zum Ende wahrgenommen hat. Aber liebe Leserin und geneigter Leser, solche Misshandlungen am Erfolg einer Rezeptur sich an der einen oder anderen Stelle in jedem Kochbuch verankert. Von daher darf mein Buch bereits jetzt gleichgesetzt werden mit jenen Büchern von Spitzenköchen, deren Rezepturen nur unter halsbrecherischen Turnübungen am Kochtopf umsetzbar sind und bereits beim Lesen der Zutatenliste beim Betrachter ein fragendes Kopfschütteln hervorrufen.
Kurzum, mir ist ein Kochbuch gelungen, das es in sich hat. Traumatische Erlebnisse beim Einkauf der Zutaten. Gerichte, deren Namen eher Metaphern gleichen, als der tatsächliche Schriftzug vermuten lässt. Einfallsreiche Begleiter und korrespondierende Weine runden das Ensemble des Autors ab. Bodenständige Kräuterwürzungen gepaart mit himmelsstürmenden Geruchstriaden. Kurzum, ein Bestseller, wenn, ja wenn es dieses Buch als Buch gäbe.
Ich habe mich dazu entschlossen kein Buch im klassischen Sinne aufzulegen. Das wäre für dieses Werk zu gering und könnte den Geist, den ich mit meinem Buch vermitteln möchte, gar nicht abbilden. Ich gestehe, ich hätte die Furcht, dass mein Buch in einem Regal auf sein Ende durch Vergilben warten würde. Mir schwant, dass mein Buch in Vergessenheit geraten könnte und irgendwann, wenn man ihm überdrüssig ist, dem Altpapierkreislauf zugeführt wird. Nein, das hat dieses geniale Monumentalwerk nicht verdient. Es wäre meiner Arbeit unwürdig, wenn das Buch irgendwann auf dem Flohmarkt für 50 Cent enden würde. Schlimmer noch, im Garten beim Lesen vergessen und tagelang Wind und Wetter bis zur Unkenntlichkeit ausgesetzt auf dem Komposter landet. So wie die Überreste jener genossenen Sonntags-Speisen, deren einzigartige Grundlage meiner Rezeptur in meinem Buch entstammte. Nein, das erspare ich meinem Kochbuch, das man auch nur Buch nennen könnte.
Mein Buch hat sich die ganze Welt verdient. Es erscheint dort, wo Gigantisches sein Abbild findet, im World Wide Web. Also dort, wo mein Kochbuch auf die besten Leserinnen und Leser trifft. Genau dort vereint sich, was zusammengehört: Mein Kochbuch und „Sie“.