Was passiert da gerade im Netz? Haben wir plötzlich unsere Werte als Zivilgesellschaft und den respektvollen Umgang mit anderen Menschen gänzlich verloren? Ist unsere Gesellschaft nur noch zu Sexismus, Neid und Spaß auf Kosten anderer in der Lage?

Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass die Person Ricarda Lang zu gewissen Diskussionen buchstäblich einlädt. Mag es zu ihrer abgebrochenen Studiums-Vita sein, oder dem Gehalt als Bundestagsabgeordnete. Aber seit wann ist es „Kult“, die Person nur noch auf ihre Leibesfülle zu reduzieren und sie mit Spott und Häme als Person vorsätzlich zu zerstören.

Was mich zu diesem Artikel veranlasst?
Die Verwunderung darüber, wer diesen und andere Artikel „likt“ oder „teilt“. Die Mehrheit sind Familienväter und Frauen zwischen 30 bis 50 Jahren. Menschen, die angeblich Werte gegenüber ihren Kindern hochhalten und Sexismus innerhalb der Erziehung ihrer Kinder an den Pranger stellen. … selbst aber sich schamlos im Netz an solchen Beiträgen abarbeiten, gleichzeitig sich an die Politiker wenden, um eine Wertedebatte in der Gesellschaft anzumahnen. Es sind Frauen, die sich über Ungleichbehandlungen am Arbeitsplatz beschweren und im Vorstand einer Kirchengemeinde für ein christliches Miteinander werben.

Ich finde im Netz Smilies und Likes zu folgenden Aussagen, die mich persönlich wütend machen:

• "Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen."

• Auf die Frage eines Nutzers, wie eine Staatssekretärin nur zu ihrem Amt gekommen sei, twitterte ein Politiker: "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort."

• "das Mikrofon in die Hand nehmen und fest dran lutschen".

• Eine Politikerin im Plenarsaal hat eine Serviette aufgehoben. Darauf ein Politkollege: "Das gefällt mir aber, wenn Sie vor mir knien."

• "Wenn du dir was Hübsches anziehst, werden sie dir vielleicht zuhören."

Im Netz kursieren immer mehr Aufforderungen, ja nicht die „Grünen“ zu wählen, da ihr vorrangiges Ziel es sei, Deutschland zu zerstören. Die Motivationen zu solchen Hilfestellungen zu meiner persönlichen Wahlentscheidung werde ich weder in Frage stellen, noch kommentieren. Was mich nur verwundert ist der große Frauenanteil, der so viel Wut auf die etablierten Parteien hat, dass sie offen für eine „Alternativ-Partei“ werben.

Dazu habe ich kommentarlos und frei jegliche persönliche Bewertung eine weitere Grafik eingestellt. Nur eine Bitte, keine Aufforderung meinerseits: Liebe Frauen, soll ich tatsächlich dieses Frauenbild durch meine Stimme bei der nächsten Bundestagswahl mittragen?

Diese Frage ist keine öffentliche Aufforderung zu einer persönlichen Stellungnahme, noch ein Grund, mir Populismus zu unterstellen, oder dass ich gegen diese Alternativ-Partei Stimmung mache. Dieser Artikel ist völlig „Meinungsfrei“ von mir gewollt, sondern lediglich ein Abbild unserer Wertegemeinschaft. Ob durch solche frauenverachtende Aussagen die Demokratie gefährdet ist, weiß ich nicht zu beurteilen, ich weiß aber, dass der respektvolle Umgang unter „Menschen“ massiv leidet und unser Vorbildcharakter als Eltern und Demokraten gegenüber unseren Kinder massiv schwindet.

• Wenn wir uns nur noch über Hetze und Spott identifizieren, dann tragen wir alle mit Likes und Teilungen zur Zerstörung unserer Zivilgesellschaft bei.

• Streitet und diskutiert über die Sachfragen und zu solchen Themen wie z.B. Transformation, Klimawandel, Wasserknappheit, Mietendeckelung, Rentenarmut und gerechtere Bezahlung für Erzieherinnen, Altenpfleger und Krankenschwestern (in allen Fällen sind auch "Männer" gemeint), anstatt sich über den Leibesumfang einer Politikerin lustig zu machen.

Lasst es Euch gut gehen.

Bis die Tage
Euer Schwob

* Größtenteils richtig. Sieben der neun Zitate sind richtig wiedergegeben: Andy Schöngarth, Andreas Wild, Dubravko Mandic, Heiner Merz, Gerhard-Michael Welter, Johannes Normann und Björn Höcke haben sich laut Recherchen, Medienberichten oder eigener Aussage tatsächlich so geäußert. Welter schrieb uns, dass sein Zitat ironisch gemeint war, zum Zeitpunkt der Äußerung war er noch CSU-Mitglied. Achim Nieder ist laut einem Nachruf der AfD verstorben. Ob das angebliche Zitat von ihm stammt, lässt sich nicht abschließend belegen. Für das Petr Bystron zugeschriebene Zitat gibt es keine ausreichenden Belege, er selbst dementiert die Äußerung. Siehe: correktiv/Faktencheck

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